Kartografie der Wolken_07

Ein Bild geht auf Reisen

Die Bilder von Koki van Trotten reisen gern. Ein Bild besonders. Kartografie der Wolken_07. Immer wieder schmuggelt es sich ins Reisegepäck. Und damit es nicht vergisst, was es schon alles gesehen hat, beschloss dieses Bild zu Pfingsten 2017 fortan Selfies zu machen. Die Gedanken zu den Selfies hat Erik Bend notiert.

Mit Volldampf unterwegs

Die historische Wiesenlauftalbahn hat wieder Fahrt aufgenommen. Im Sommerhalbjahr lädt die Schwäbische Waldbahn, wie sie heute genannt wird, jeden Sonntag mit Dampflok und historischen Wagons zur knapp 23 Kilometer langen Fahrt durch den Schwäbischen Wald ein. Kartografie der Wolken_07 erwartete den Zug am Strümpfelbach Viadukt. 

Ostern 2022

Pünktlich zum Osterfest erblühten die Streuobstwiesen. Genauer gesagt die Kirschbäume. Die Zwetschgen spielten noch verstecken. Ihre Knospen umklammerten noch ängstlich die Blüten. Birnen und Äpfeln war es einfach noch zu früh und zu kalt.

Konjunktiv

Es könnte sich um Frühling handeln, wenn nicht die Temperaturen so winterlich wären. Die Stiefmütterchen wurden blühend gepflanzt. Der Löwenzahn ist selbstbetimmt und das Grün der immergrünen Heckenpflanzen ist nun einmal immer grün. Zusammen gelingt ihnen jedoch eine Anmutung von  Frühling. 

Hoch Peter

Über 20 Grad in der Sonne verführten viele Menschen im März dazu, ihre kurzen Hosen und Shirts aus dem Winterschlaf zu holen. Das Hoch Peter sorgte tagelang für Sonne satt. 

Weitsicht

Weitsichtigkeit lässt das Erkennen auch in der Ferne zu und steht der Weitsicht nicht im Wege. Kurzsichtigkeit dagegen konzentriert sich auf Naheliegendes und hält Weitsicht für entbehrlich.

Ungeduld

Alles mäkelt noch vor sich hin in der Natur. Nur die Kirschpflaume am Waldrand hat zum Frühlingsanfang etwas naseweis ihre volle Blütenpracht entfaltet. Ungeduld versucht zu beschleunigen, was seine Zeit braucht.

Bange Frage

Die Grundmauern sind über eintausend Jahre alt. Das Schloss Hohentübingen mit dem Habitus einer Festung über fünfhundert Jahre. Seit mehr als zweihundert Jahren beherbergt es die Universität der Stadt. Es hat viele Kriege der Menschen miterleben müssen. War betroffen, wurde getroffen, aber nie zerstört. Hat alles überlebt, wozu Menschen fähig sind. Ob es noch erleben darf, dass Menschen begreifen: kein Preis ist zu hoch, um Frieden zu bewahren? 

Zeitmaß

Die ausladende Trauerweide wirkt noch nicht einladend für Bienen und andere Bestäuber. Es ist nachts noch zu kalt, um auszuschlagen, obwohl sich die Sonne am Tage redlich müht. Woher wissen Pflanzen, wann es an der Zeit ist, den nächsten Schritt zu gehen?

Frieden ist nicht selbstverständlich

Die Natur kennt keinen Frieden. Frieden ist etwas menschliches. Frieden muss man halten, beschützen, bewahren. Wie die Liebe. Wer nur sich selbst liebt ist unfähig, friedfertig zu denken und zu handeln. Es gibt kein Problem in den zwischenmenschlichen Beziehungen, egal auf welcher Ebene, das nicht friedfertig gelöst werden könnte. Somit gibt es keine Rechtfertigung, nicht eine einzige, den Frieden in Frage zu stellen.

Relationen

Seit 1972 steht sie unter Denkmalschutz. Vor über 100 Jahren im Jugendstil erbaut für 1,85 Millionen Gold Mark. Das wären heute über drei Milliarden Euro. Der Bau der Stuttgarter Markthalle war also knapp vier Mal so teuer wie der Bau der Elbphilharmonie. Der Berliner Flughafen kostete zum Schluss "nur" knapp doppelt so viel.

Gegen die Miesepetrigkeit der Zeit

Zugegeben, die Überreste sind überschaubar. Schon vor vielen, vielen Jahren waren Menschen in dieser Gegend nicht mehr daran interessiert, was andere Menschen vor Jahrhunderten in die Natur geklotzt hatten. Eine Burg. Sie wurde geschliffen und sich selbst überlassen. Die Natur zögerte nicht. Nutzte jede Ritze im Geröll. Und so hat sich der Laubwald dieser Gegend zurückgeholt, was Menschen ihm genommen hatten. Seinen Lebensraum. Heute gehen die Menschen wieder in den Wald, um die Reste der Burgruine zu entdecken.

Akedia

Brückenfahrer müssen schwindelfrei sein. Hellwach, wenn sie Container punktgenau durch die Lüfte schweben lassen. Schwer vorstellbar, dass sie Akedia erleben, die Erfahrung von Lustlosigkeit, Resignation und Selbstzweifel, die Unfähigkeit jetzt im Augenblick zu sein. Vor Akedia fürchten sich Mönche - nicht Brückenfahrer.

Vertrauen

Vertrauen ist ein Zustand zwischen Wissen und Nichtwissen. Der Nebel wird sich lichten. Das weiß man aus Erfahrung. Aber wann? Dass es so kommen wird - darauf kann man vertrauen.

Achtsamkeit

Die Staatsgalerie Stuttgart zeigte Gemälde und Zeichnungen von Peter Paul Rubens. Kartografie der Wolken_07 war gespannt, ob die alten Bilder ihm heute noch etwas zu sagen hätten. Hatten sie. Obwohl sie Menschen zeigten, denen 07 nie begegnet war. So ganz andere Menschen. Irgendwie verkleidet. Aber in ihren Gesichtern fanden sich Züge, die 07 vertraut waren. Wenn die Situationen sich ähneln, hat sich der Gesichtsausdruck der Menschen nicht verändert. Sein Selfie machte 07 vor der Empfangshalle der Galerie.

Dämmert's ?

Warum fällt es den Menschen so schwer, im Einklang mit der Natur zu leben? Weil viele die Natur als einzigen Lebensspender nicht mehr erkennen. Für zu viele ist die Natur zu einem Freizeitangebot verkommen, das zu funktionieren hat. Viel zu viele glauben sogar, sich über die Natur erheben zu können, ohne ihre Geheimnisse zu entschlüsseln. Der Mensch braucht dringend Übersetzer: Natur > Mensch; Mensch > Natur.

Alles läuft rund

Ein Kreis ist rund. Das ist ein Fakt. Ein Fakt, der nicht einmal von Querdenkern in Abrede gestellt wird. Jedoch werden Fakten von Menschen unterschiedlich wahrgenommen. Während dem Melancholiker bei der Betrachtung nur in den Sinn kommt: "Alles dreht sich doch eh nur im Kreis.", kann der Choleriker es nicht fassen: "Der Kreislauf des Lebens. Warum ist mir das nicht eingefallen!". Der Phlegmatiker rafft sich zu dem Gedanken auf: "Im Kreisverkehr passieren auch Unfälle." Für den Sanguiniker wiederum ist der Kreis das klare Zeichen für "Alles läuft rund." 07 ist Sanguiniker.

Hochnebel

Vitaler Nebel mit Sinn ist im Leben relativ.

(Palindrom)

Geborgenheit

Der späte Morgen war klar. Der Schnee hatte noch einmal übernachtet. Mitten im Wald war er noch immer fast unberührt. Der Unterstand auf einer kleinen Lichtung tauchte in dem Moment auf, als 07 begann sich Sorgen zu machen, ob es den Weg zurückfinden würde. 

Unter Tage

Kartografie der Wolken_07 ließ sich fahren. Mit der Grubenbahn 400 Meter tief in den Berg. Wo vor 90 Jahren noch Eisenerz abgebaut wurde ist das Klima konstant geblieben. Sommer wie Winter, Tag und Nacht 11°C und 98 % Luftfeuchtigkeit.

Wie auch immer 

"Nicht weil die Dinge schwierig sind, wagen wir sie nicht, sondern weil wir sie nicht wagen, sind sie schwierig." (Seneca, 1 - 65 n. Chr.)

An der Schneefallgrenze

Alles braucht Stille, braucht Zeit, braucht Vertrauen in das Leise der Welt.

Komm auf die Wippe

Komm auf die Wippe 07.

Es ist ein großes Plaisir.

Fühlst dich, als könntest du fliegen,

brauchst nur ne'n Partner dafür.

(frei nach Hans Albers, 1891 - 1960)

Blätter

Die Blätter fallen,

fallen wie von weit,

als welkten in den Himmeln ferne Gärten;

sie fallen mit verneinender Gebärde.

Und in den Nächten fällt die schwere Erde

aus allen Sternen in die Einsamkeit.

(Rainer Maria Rilke, 1875 - 1926)

Kalt ist es schon

 

Kartografie der Wolken_07 will endlich einmal Schnee kennenlernen. 270 Meter über dem Neckar hielt es Ausschau nach dem Winter. Die Autos waren am Morgen zwar vereist, aber keine Schneeflocke war zu entdecken.

 

Gut verpackt

 

Der Winter hatte seine ersten Fröste durchs Land geschickt und ließ nach Orten suchen, wo er sesshaft werden könnte. Häuser in den Vorgebirgen waren von den Menschen schon gut verpackt. Die letzten Blumen rekelten sich in der Spätherbstsonne und hofften auf milde Nächte. Kartografie der Wolken_07 gesellte sich zu ihnen und war mit dem November versöhnt.

 

Wege

 

Auch wenn keiner des Weges kommt ermöglichen Wege Begegnungen. Mit der Landschaft, der Natur, mit dem Fremden, dem Ungewissen und mit sich selbst. Kartografie der Wolken_07 machte sich auf den Weg nach Nirgendwo...

 

Helfenstein

 

Weltweit entstehen durchschnittlich 93 Millionen Selfies täglich. Vielfach mit denselben Hintergründen. Dennoch gibt es etwas, was diesen Fotos Einmaligkeit verleiht. Der Himmel. Nie wieder werden sich die Wolken über der Burgruine Helfenstein so ordnen, wie an dem Tag, als Kartografie der Wolken_07 den Berg etwas außer Puste erklommen hatte. 

 

Lebensfreude

 

Was soll's, sagten die Kürbisse, das ist unser Jahr! Es soll bessere auf Erden gegeben haben. Möglich - aber ohne uns. Und so trieben sie ihren Schabernack wie viele Kürbisgenerationen vor ihnen. Kartografie der Wolken_07 ließ sich anstecken vom Übermut der Kürbisse. Das klappte auch. Trotz Mindestabstand.

 

Kapellen

 

"Wäre tun so leicht als wissen, was gut zu tun ist, so wären Kapellen Kirchen geworden..."

(William Skakespeare)

 

Kapellen wurden nie ohne Grund gebaut. Nicht wenige von ihnen, weil jemand ein schlechtes Gewissen hatte, aber genügend Geld. Viele auch aus Dankbarkeit. Manche, um den Erbauer hervorzuheben. Was auch immer der Hintergrund war, der Grund war die Gläubigkeit der Menschen. Und so haben die Kapellen auf den Bergkuppen oder in einsamen Waldgegenden bis heute nichts von ihrer Anziehungskraft verloren. Ob geöffnet oder verschlossen, sie laden ein zur inneren Einkehr. Vielleicht legte sich Kartografie der Wolken_07 deshalb ins Gras, sah in den Himmel und schickte seine Gedanken auf Reisen.

 

Müllers Lust

 

Eine Tradition ging irgendwann verloren. Den Beruf als Nachnamen zu führen. Der mit Abstand häufiste Name in Deutschland ist Müller. Gefragt ist der Beruf immer noch. Dennoch hat der letzte deutsche Müller seine Abschlussprüfung 2017 bestanden. Seine Nachfolger heißen jetzt "Verfahrenstechnologe/technologin Mühlen- und Getreidewirtschaft". Wahrlich kein Grund, dachte Kartografie der Wolken_07, die alte Tradition wieder aufleben zu lassen.

 

Druckversion | Sitemap
© Robert Mühlheim